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Felix Wachter, ein 28-jähriger Arzt aus Erlangen war schon immer leidenschaftlicher Läufer, Skifahrer und Bergsteiger. Seit seiner Kindheit bedeutete Skifahren pure Freude für ihn, und nach dem Abitur wurde er sogar Skilehrer. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Lucas hatte Felix eine ehrgeizige Skibergsteigertour in die entlegenen Gebirge der Türkei und Georgiens geplant. Doch eine unerwartete Diagnose des Guillain-Barré-Syndroms durchkreuzte seine Pläne und stellte seine Widerstandskraft auf eine harte Probe. Zweieinhalb Jahre später kann er endlich die Reise seines Lebens antreten und teilt seine Geschichte auf dem Instagram-Kanal: „uproshors“.

Im September 2022 kehrte Felix von einem Praktikum in Tansania nach Hause zurück. Während der Zugfahrt vom Flughafen bemerkte er plötzlich einen Kraftverlust in seinem Arm. Anfangs hielt er es für Erschöpfung, doch als er am nächsten Tag seine Arme nicht mehr heben konnte, wurde ihm klar, dass etwas ernsthaft nicht stimmte. Er suchte sofort die neurologische Abteilung in Nürnberg auf. Innerhalb von drei Tagen verlor Felix die volle Kontrolle über seine Arme und Beine.

Die Diagnose: Guillain-Barré-Syndrom (GBS), eine seltene neurologische Erkrankung, bei der das eigene Immunsystem die Nerven angreift und in schweren Fällen zu vollständigen Lähmungen führt. Jährlich sind in Deutschland etwa ein bis zwei Personen pro 100.000 betroffen. GBS wird oft durch eine Infektion ausgelöst, und Felix vermutet, dass eine Lebensmittelvergiftung der Auslöser war. Dank rechtzeitiger medizinischer Maßnahmen ließ sich der Autoimmunprozess abmildern. Im Südklinikum Nürnberg erhielt Felix zunächst die Standardtherapie: intravenöse Immunglobuline. Nachdem die Lähmung weiter schnell voranschritt, unterzog sich Felix dann aber einer speziellen Form der Plasmapherese, einer Blutreinigung zur Entfernung schädlicher Antikörper (Immunadsorption). Dennoch blieb er mehr als zwei Wochen lang vollständig bewegungsunfähig.

Nach dem Krankenhausaufenthalt folgt eine Rehabilitation, die bei jedem Patienten unterschiedlich ist. Einige Patienten können alle verloren gegangen Körperfunktionen in nur wenigen Wochen zurückerhalten, bei vielen [Wecken Sie das Interesse Ihrer Leser mit einem passenden Zitat aus dem Dokument, oder verwenden Sie diesen Platz, um eine Kernaussage zu betonen. Um das Textfeld an einer beliebigen Stelle auf der Seite zu platzieren, ziehen Sie es einfach.]
Patienten dauert dies aber eher Monate oder Jahre. In vielen Patienten bleiben auch körperliche Einschränkungen zurück. Felix verbrachte seine drei-monatige stationäre Rehabilitation in der Schön-Klinik Bad Staffelstein. Dort konnte er nach drei Wochen erstmals für etwa zwei Sekunden wieder stehen. Mit täglichem Training und Physiotherapieeinheiten schritt die Erholung langsam voran, erforderte jedoch immense Geduld und Durchhaltevermögen. „In meinem Fall war nicht nur die Isolierung der Nerven (Myelin), sondern auch der Nerv selbst (das Axon) stark geschädigt. Ich glaube, das ist der Grund, warum meine Genesung länger dauert als bei manchen anderen Patienten. Selbst jetzt, zweieinhalb Jahre später, merke ich noch monatliche Fortschritte!“ erklärt Felix. Nervenerneuerung erfolgt mit einer Geschwindigkeit von etwa drei Zentimetern pro Monat, und Felix war entschlossen, seine Mobilität zurückzugewinnen.

Nach drei Monaten stationärer Rehabilitation konnte er vom Rollstuhl auf 50 Meter Gehen mit einem Gehwagen umsteigen. „Die Reha ist zum einen wichtig, um die Gelenke und Muskeln während der Zeit, in der keine Bewegung möglich ist, fit und mobil zu halten. Andererseits gibt es in einigen Kliniken wichtige Geräte, die helfen wieder die ersten Schritte zu laufen – Zum Beispiel in einem Klettergurt, der einen stützen kann, sodass kein Fallrisiko besteht“. Weitere zwei Monate ambulante Reha-Maßnahmen halfen ihm, mehr Selbstständigkeit zu erlangen. „Anschließend muss man sich als Patient um den weiteren Heilungserfolg zu einem größeren Teil selber kümmern.

Während der Reha wird sich um alles gekümmert, nun muss man Physiotherapietermine selbst organisieren und sollte auch selbstständig viel trainieren.“, so Felix. Kleine Meilensteine, wie selbstständiges Duschen oder Autofahren, werden zu großen Erfolgen. 2023 machte er genug Fortschritte, um sein Medizinstudium in Erlangen abzuschließen. „Die größte Herausforderung war nicht der anfängliche Schock des Kontrollverlustes über meinen Körper. Damals war ich sehr optimistisch und entschlossen, das durchzustehen. Das Schwierige ist die Geduld und die lange Zeitspanne. Ich hätte nie erwartet, dass mich das für Jahre oder sogar für immer begleiten würde. Zudem kann man die Nervenheilung nicht mit Motivation oder Training beschleunigen. Geduld und Akzeptanz der Krankheit sind der Schlüssel. Gib nicht nach ein paar Monaten auf – das ist ein Marathon, kein Sprint!“ sagt er. Felix ist zwar noch nicht zu 100 % genesen und hat weiterhin mit Herausforderungen wie eingeschränkter Fingerkraft und Zittern der Muskulatur zu kämpfen, kann aber immerhin immer besser wieder dem Sport machen.
Felix‘ größte Leidenschaft stand lange in Frage. Würde er jemals in die Berge zurückkehren können? Im Winter 2023/24 wagte er den Versuch und stand das erste Mal wieder auf den Ski. Zu seiner Freude reagierte sein Körper besser als erwartet. Mit neuem Selbstvertrauen wurde die lang ersehnte Skiexpedition mit Lucas wieder realistisch. Ihr Ziel: eine 100-tägige Reise durch die Türkei und Georgien, mit Gipfeln deutlich über 3.000 Meter. Die Wahl fiel auf Osteuropa, da Nordamerika zu kompliziert war und hier unberührte Landschaften auf sie warteten.

Das Duo kaufte einen umgebauten Mercedes Sprinter für Übernachtungen und plante ihre Route sorgfältig. Am 17. Januar 2025 ging es dann los in das Unbekannte. Ihre Reise führte sie über Nordmazedonien und Griechenland, wo sie den Olymp bestiegen haben.

Eine ihrer bisher größten Errungenschaften war die Besteigung des 3.917 Meter hohen Mount Erciyes, des vierthöchsten Berges der Türkei. Felix meisterte eine steile, ostseitige Rinne und erreichte damit einen weiteren Meilenstein seiner Genesung. In Erzincan begegneten sie außergewöhnlich freundlichen Türken, viele von ihnen leidenschaftliche Skibergsteiger. Die herzliche Gastfreundschaft, Einladungen zu Essen und Tee sowie die große Hilfsbereitschaft hinterließen einen bleibenden Eindruck bei Felix und Lucas. In der Türkei war ihr Hauptziel das Kaçkar-Gebirge, bekannt für massive Schneemengen und ideale Skitourenbedingungen. Der krönende Abschluss der Reise wird das Kaukasus-Gebirge in Georgien sein, mit Gipfeln über 5.000 Metern. Felix freut sich besonders auf Gudauri, Georgiens größtes Skigebiet, das für seine Tiefschneepisten berühmt ist.

Felix und Lucas‘ Reise ist mehr als nur ein Abenteuer – sie ist ein Beweis für Widerstandskraft, Geduld und Entschlossenheit. Felix möchte anderen Mut machen, die vor Herausforderungen stehen, und zeigen, dass trotz großer Rückschläge außergewöhnliche Leistungen möglich sind. „Das Wichtigste ist Optimismus und Geduld“, reflektiert Felix.

Ihre Reise kann auf Instagram unter @uproshors verfolgt werden, ein georgisches Wort, das „ein langer Weg“ bedeutet. Bis Ende April wird die Expedition dauern, und Felix kehrt anschließend in die Kinderklinik in Erlangen zurück.

Quelle: Felix Wachter